DDC AWARD 2025
Vieles ist neu beim Gestaltungswettbewerb des Deutschen Design Clubs. Prof. Bettina Otto, Michael Menge und Dara Sepehri aus dem DDC Vorstand erklären im Gespräch mit Martina Metzner, was es zum Beispiel mit den Permakultur-Kriterien und der Impact-Jury beim DDC AWARD 2025 auf sich hat.
Wofür steht der DDC AWARD 2025?
Prof. Bettina Otto: Wir möchten mit dem neuen DDC AWARD einen richtungsweisenden Gestaltungswettbewerb in der Branche schaffen. Der DDC ist Impulsgeber für die ganze Branche. Der DDC schafft es immer wieder in seinen Formaten, den Diskurs aufzumachen, sich zu positionieren, eben auch in unserem Wettbewerb. Wir setzen uns dafür ein, dass Design als Disziplin ernst genommen wird. Nicht nur in der eigenen Design-Bubble, sondern auch in anderen Kontexten. Daher haben wir eine Impact-Jury eingesetzt.
„Der DDC AWARD 2025 macht den Impact von Design sichtbar.“
Prof. Bettina Otto, DDC Vorstand
Michael Menge: Ich möchte, dass durch den DDC AWARD wieder ein griffigerer Award entsteht, den man wieder einordnen kann und der sich auch abgrenzt zu anderen Awards. Der wesentlich stärker mit dem DDC verbunden wird, mit den Werten, mit dem Diskurs. Und dass diese vielschichtige, tiefe Sicht auch wieder in Designfreude münzt.
Dara Sepehri: Es geht um die Idee von Design als einem ganzheitlichen Zugriff auf die Welt, mit einer 360-Grad-Wirkung, nicht nur für die Kund*innen, sondern auch für weitere Stakeholder und Umwelten. Man gestaltet nur gut, wenn es für alle betroffenen Stakeholder eine gute Wirkung hat. Also ganz klassisch: „Was wir gestalten, gestaltet uns auch wieder.“ Wir brauchen den Diskurs, um das bewerten zu können, und dazu brauchen wir ein Sounding Board in Form der Impact-Jury.

Was ist neu am DDC AWARD?
Michael Menge: Für mich steht der DDC AWARD für die Verbindung von Alt und Neu. Das heißt wir nehmen alles Gute, was es bei unserem Wettbewerb Gute Gestaltung gab. Nämlich das gute Handwerk, das gute Konzept und eine eigenständige Designsprache. Und übertragen das in den progressiven Ansatz von WAS IST GUT, dem DDC Wettbewerb der letzten zwei Ausgaben, der zum Beispiel den demokratischen Jury-Prozess etabliert hat. Zusätzlich kommt nun beim DDC AWARD 2025 eine Impact-Jury hinzu, die wertebasiert auf die eingereichten Projekte schaut.
Prof. Bettina Otto: Erst mal war es uns ganz wichtig, eine Differenzierung zu anderen Wettbewerben zu schaffen. Gutes Design bildet natürlich die Basis, was wir in den Fachjurys auch diskutieren und bewerten. Die Ausrichtung ist aber den Mehrwert und die Wirkung von Design für Wirtschaft, Gesellschaft und unsere Lebensrealität in den Fokus zu stellen. Dafür haben wir die Impact-Jury für diesen Wettbewerb ins Leben gerufen. Expert*innen aus Wirtschaft, Sozialem, Politik und Nachhaltigkeit diskutieren mit den Gewinner*innen in einem demokratischen Prozess. Die Projekte werden hier auf Basis der Permakultur-Kriterien bewertet. Dadurch soll gewährleistet werden, dass man die Projekte nicht nur nach Fachkompetenz juriert, sondern viel objektiver und wertbasierter den Impact der jeweiligen Projekte diskutiert.

Dara Sepehri: Die Herausforderung ist die interdisziplinäre Ausrichtung des DDC AWARD. Wir sprechen ja eine Vielzahl an gestalterischen Disziplinen an. Daher haben wir uns darauf verständigt, das Thema Objektivität rauszuarbeiten. Zum einen Exzellenz-basiert, also handwerklich fachlich, zum anderen schauen wir auf den ideellen Impact mit den Permakultur-Kriterien. Erwähnenswert ist natürlich, dass die unabhängige Bewertung aus der Logik des DDCs kommt, da wir ein von Mitgliedern getragener Verein sind. Hier werden keine Einreichungen protegiert. Außerdem haben wir 12 Kategorien aufgemacht, die zeitgemäß sind, wie Servicedesign, Systemdesign, Gamedesign.
„Der DDC AWARD ist im Vergleich zu anderen Awards unabhängiger, persönlicher und dadurch besonders.“
Dara Sepehri, DDC Vorstand
Michael Menge: Was auch neu ist, dass die Arbeiten, die Bronze, Silber und Gold gewonnen haben, für den Grand Prix in Frage kommen, der im demokratischen Prozess von den Gewinner*innen und der Impact-Jury vergeben wird. Und dass der Grand Prix nicht nur für Designqualität, sondern eben auch durch die Permakultur-Kriterien für den ganzheitlichen Impact steht. Das ist in der Form einzigartig.

Ihr adressiert ja sowohl professionelle als auch studentische Arbeiten mit dem DDC AWARD. Wie bildet ihr das ab?
Michael Menge: Es gibt in den einzelnen Kategorien die Aufteilung nach Professionals und Nachwuchs. Sie werden getrennt bewertet und erhalten auch getrennt Platzierungen. Für die Nachwuchsparte in den jeweiligen Kategorien gibt es nur einen Preis.
Dara Sepehri: Es ist nicht fair, eine Arbeit mit einem gewissen Projektvolumen mit einer ideellen Arbeit zu vergleichen. Das funktioniert einfach nicht. Umgekehrt ist es auch schwer, alles nur anhand des Impacts zu vergleichen, der liegt bei den Nachwuchs-Arbeiten oft höher. Das entscheidende Wort ist Skalierung. Die Ideen, die wirklich einen großen Impact haben und unsere Welt positiv transformieren, müssen umgesetzte skalierbare Produkte und Projekte sein.

Wie seid ihr darauf gekommen, Prinzipien aus der Permakultur, als Kriterien von Design anzuwenden?
Dara Sepehri: Der demokratische Ansatz war beim Wettbewerb WAS IST GUT maßgebend, der nach Projekten gesucht hat, die die Welt besser machen. Doch die Schwäche daran war, dass große Agenturen nicht nur ideelle Projekte haben, sondern Projekte, die bei allen Stakeholder*innen erfolgreich sein müssen. Da geht es nicht nur um die ideelle Idee, sondern auch um den real umgesetzten Impact. Und wie bewertet man so etwas? Da kommen die Permakultur-Kriterien ins Spiel. Diese Kriterien sind sehr nahe an Gestaltungskriterien dran und lassen sich einfach übertragen.
Prof. Bettina Otto: Es geht darum, dass wir Verbindungen erkannt haben, die im Design relevant sind. „Vielfalt, Effizienz und Nachhaltigkeit“, „Ressourcen nutzen und erhalten“, „Übergänge als Chancen nutzen“ und so weiter. Das sind Aspekte, die in vielen Designprojekten mal mehr oder weniger zum Tragen kommen. Das gießen wir in einen Bewertungskatalog.
Dara Sepehri: Maßgeblich an der Entwicklung dieser Permakultur-Kriterien sind Thomas Jäger und Michael Menge aus dem Vorstand. Thomas hat sie eingebracht, Michael hat sie weiterentwickelt. Dabei ist es nicht der Versuch, landwirtschaftliche Anbautechniken auf Design zu übertragen, sondern die dahinter liegende Gedankenwelt.
Michael Menge: Die Permakultur-Kriterien sind super nah an der Realität von Gestaltungsbüros. Zum Beispiel so ein Aspekt wie „Ertrag fördert Motivation“. Das ist überhaupt nicht ideologisch. Die Permakultur-Kriterien fördern Nachhaltigkeit, in dem sie Wachstum fördern und einen Mehrwert schaffen. In allen Bereichen, in wirtschaftlicher auch in sozialer und ökologischer Hinsicht.

Wie dürfen wir uns den Jury-Prozess vorstellen?
Michael Menge: Voller Spaß und Freude und Diskussion.
Dara Sepehri: Das ist der Aspekt, der auch bei den vorherigen Ausgaben von Gute Gestaltung wichtig war: Dass man sich in Präsenz getroffen und diskutiert hat. Dass man sich dabei kennengelernt und vernetzt hat. Das war auch immer ein Kernereignis beim DDC Wettbewerb, und das bringen wir mit dem DDC AWARD 2025 wieder zurück. Das zweite wichtige Ereignis wird der Tag der Impact-Jury sein, der dann in die Gala samt Ausstellung am Abend übergeht.
Prof. Bettina Otto: Der detaillierte Jury-Prozess sieht wie folgt aus: Die Fach-Jury bewertet in einer Vor-Jury alle Arbeiten digital und erstellt eine Shortlist, die dann in Präsenz bei den Jury-Tagen in Wiesbaden diskutiert wird. Pro Fachjury gibt es fünf Mitglieder und einen Vorsitz. Sie küren die Gewinner*innen aus den 12 Kategorien und verleihen Gold, Silber Bronze. Alle Gewinner-Arbeiten haben dann noch die Chance auf bis zu drei Grand Prix, die durch die Impact-Jury zusammen mit den Preisträger*innen ermittelt werden.
„Die 12 Permakultur-Kriterien umfassen viele Probleme, die wir gerade erfahren.“
Michael Menge
Michael Menge: Die Impact-Jury besteht aus externen Spezialist*innen, aus Politik, Wirtschaft und eben nicht aus dem Design. Sie bewerten zusammen mit den Preisträger*innen anhand der 12 Permakultur-Kriterien die Gewinner-Arbeiten in einem Workshop. Das heißt, die Gestalter*innen bewerten ihre Arbeiten selbst. Hier ist also der demokratische Jury-Prozess aus den vorherigen DDC Wettbewerben WAS IST GUT abgebildet.
Dara Sepehri: Es ist eine Herausforderung, dass eine Impact-Jury Designarbeiten beurteilt, da sie ja fachfremd ist. Aber gerade, wenn es um wirtschaftlichen, ökologischen oder sozialen Impact geht, benötigen wir diese Expertise von Menschen, die sich mit Transformation im weitesten Sinne auskennen.

Weshalb sollte man beim DDC AWARD 2025 einreichen?
Prof. Bettina Otto: Weil der DDC die relevanteste Stimme der Branche ist. Wir liefern durch den DDC AWARD 2025 Argumente für eine objektive Diskussionsgrundlage in verschiedenen Designdisziplinen.
Dara Sepehri: Wenn man nicht nur auf der Suche ist nach einem Award, den man sich in seinem Büro aufstellt, sondern den auch Kund*innen interessieren, dann muss man einreichen. Der DDC AWARD 2025 gibt eine Diskussionsrahmen vor, was eigentlich ein gutes Projekt ist und wie man so etwas herausfindet. Das ist ein Hauptanliegen von allen Designer*innen, dass man in den Dialog kommt, die Argumente bringen kann, warum eigentlich Design nicht nur schön ist, sondern den Prozess von den Anfängen bis ans Ende begleiten und verbessern kann.
„Der DDC AWARD 2025 ist ein politisches, gesellschaftliches, ökologisches Statement dafür, dass Design einen wesentlichen Impact auf die Transformation hat.“
Dara Sepehri
Michael Menge: Man sollte einreichen, weil man Teil eines wunderbaren Design-Festivals wird. Man sollte einreichen, weil Design Feedback bedeutet. Feedback bedeutet auch die Challenge, wo man sich befindet in der Designwelt. Und gleichzeitig, und das ist das Tolle, wird die Arbeit auch mit Nachhaltigkeit und Impact bewertet.