DDC AWARD 2025

Vie­les ist neu beim Ge­stal­tungs­wett­be­werb des Deut­schen De­sign Clubs. Prof. Bet­ti­na Ot­to, Mi­cha­el Men­ge und Da­ra Se­peh­ri aus dem DDC Vor­stand er­klä­ren im Ge­spräch mit Mar­ti­na Metz­ner, was es zum Bei­spiel mit den Per­ma­kul­tur-Kri­te­ri­en und der Im­pact-Ju­ry beim DDC AWARD 2025 auf sich hat.

Veröffentlicht am 04.06.2025

Wofür steht der DDC AWARD 2025?

Prof. Bettina Otto: Wir möch­ten mit dem neu­en DDC AWARD ei­nen rich­tungs­wei­sen­den Ge­stal­tungs­wett­be­werb in der Bran­che schaf­fen. Der DDC ist Im­puls­ge­ber für die gan­ze Bran­che. Der DDC schafft es im­mer wie­der in sei­nen For­ma­ten, den Dis­kurs auf­zu­ma­chen, sich zu po­si­tio­nie­ren, eben auch in un­se­rem Wett­be­werb. Wir set­zen uns da­für ein, dass De­sign als Dis­zi­plin ernst ge­nom­men wird. Nicht nur in der ei­ge­nen De­sign-Bub­b­le, son­dern auch in an­de­ren Kon­tex­ten. Da­her ha­ben wir ei­ne Im­pact-Ju­ry ein­ge­setzt.

„Der DDC AWARD 2025 macht den Impact von Design sichtbar.“

Prof. Bettina Otto, DDC Vorstand

Mi­cha­el Men­ge: Ich möch­te, dass durch den DDC AWARD wie­der ein grif­fi­ge­rer Award ent­steht, den man wie­der ein­ord­nen kann und der sich auch ab­grenzt zu an­de­ren Awards. Der we­sent­lich stär­ker mit dem DDC ver­bun­den wird, mit den Wer­ten, mit dem Dis­kurs. Und dass die­se viel­schich­ti­ge, tie­fe Sicht auch wie­der in De­si­gn­freu­de münzt.

Da­ra Se­peh­ri: Es geht um die Idee von De­sign als ei­nem ganz­heit­li­chen Zu­griff auf die Welt, mit ei­ner 360-Grad-Wir­kung, nicht nur für die Kund*in­nen, son­dern auch für wei­te­re Sta­ke­hol­der und Um­wel­ten. Man ge­stal­tet nur gut, wenn es für al­le be­trof­fe­nen Sta­ke­hol­der ei­ne gu­te Wir­kung hat. Al­so ganz klas­sisch: „Was wir ge­stal­ten, ge­stal­tet uns auch wie­der.“ Wir brau­chen den Dis­kurs, um das be­wer­ten zu kön­nen, und da­zu brau­chen wir ein Soun­ding Board in Form der Im­pact-Ju­ry.

Das Kommunikationsteam im DDC Vorstand: Prof. Bettina Otto, Michael Menge und Dara Sepehri. Bilder © Birgit Hart, Lars Langemeier und Darius Ramazani

Was ist neu am DDC AWARD?

Mi­cha­el Men­ge: Für mich steht der DDC AWARD für die Ver­bin­dung von Alt und Neu. Das hei­ßt wir neh­men al­les Gu­te, was es bei un­se­rem Wett­be­werb Gu­te Ge­stal­tung gab. Näm­lich das gu­te Hand­werk, das gu­te Kon­zept und ei­ne ei­gen­stän­di­ge De­sign­spra­che. Und über­tra­gen das in den pro­gres­si­ven An­satz von WAS IST GUT, dem DDC Wett­be­werb der letz­ten zwei Aus­ga­ben, der zum Bei­spiel den de­mo­kra­ti­schen Ju­ry-Pro­zess eta­bliert hat. Zu­sätz­lich kommt nun beim DDC AWARD 2025 ei­ne Im­pact-Ju­ry hin­zu, die wer­te­ba­siert auf die ein­ge­reich­ten Pro­jek­te schaut.

Prof. Bet­ti­na Ot­to: Erst mal war es uns ganz wich­tig, ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung zu an­de­ren Wett­be­wer­ben zu schaf­fen. Gu­tes De­sign bil­det na­tür­lich die Ba­sis, was wir in den Fach­ju­rys auch dis­ku­tie­ren und be­wer­ten. Die Aus­rich­tung ist aber den Mehr­wert und die Wir­kung von De­sign für Wirt­schaft, Ge­sell­schaft und un­se­re Le­bens­rea­li­tät in den Fo­kus zu stel­len. Da­für ha­ben wir die Im­pact-Ju­ry für die­sen Wett­be­werb ins Le­ben ge­ru­fen. Ex­pert*in­nen aus Wirt­schaft, So­zia­lem, Po­li­tik und Nach­hal­tig­keit dis­ku­tie­ren mit den Ge­win­ner*in­nen in ei­nem de­mo­kra­ti­schen Pro­zess. Die Pro­jek­te wer­den hier auf Ba­sis der Per­ma­kul­tur-Kri­te­ri­en be­wer­tet. Da­durch soll ge­währ­leis­tet wer­den, dass man die Pro­jek­te nicht nur nach Fach­kom­pe­tenz ju­riert, son­dern viel ob­jek­ti­ver und wert­ba­sier­ter den Im­pact der je­wei­li­gen Pro­jek­te dis­ku­tiert.

Die Kampagne für den DDC AWARD 2025 wurde vom DDC Vorstand gestaltet. Bild © DDC

Da­ra Se­peh­ri: Die Her­aus­for­de­rung ist die in­ter­dis­zi­pli­nä­re Aus­rich­tung des DDC AWARD. Wir spre­chen ja ei­ne Viel­zahl an ge­stal­te­ri­schen Dis­zi­pli­nen an. Da­her ha­ben wir uns dar­auf ver­stän­digt, das The­ma Ob­jek­ti­vi­tät raus­zu­ar­bei­ten. Zum ei­nen Ex­zel­lenz-ba­siert, al­so hand­werk­lich fach­lich, zum an­de­ren schau­en wir auf den ide­el­len Im­pact mit den Per­ma­kul­tur-Kri­te­ri­en. Er­wäh­nens­wert ist na­tür­lich, dass die un­ab­hän­gi­ge Be­wer­tung aus der Lo­gik des DDCs kommt, da wir ein von Mit­glie­dern ge­tra­ge­ner Ver­ein sind. Hier wer­den kei­ne Ein­rei­chun­gen pro­te­giert. Au­ßer­dem ha­ben wir 12 Ka­te­go­ri­en auf­ge­macht, die zeit­ge­mäß sind, wie Ser­vice­de­sign, Sys­tem­de­sign, Ga­me­de­sign.

„Der DDC AWARD ist im Vergleich zu anderen Awards unabhängiger, persönlicher und dadurch besonders.“

Dara Sepehri, DDC Vorstand

Mi­cha­el Men­ge: Was auch neu ist, dass die Ar­bei­ten, die Bron­ze, Sil­ber und Gold ge­won­nen ha­ben, für den Grand Prix in Fra­ge kom­men, der im de­mo­kra­ti­schen Pro­zess von den Ge­win­ner*in­nen und der Im­pact-Ju­ry ver­ge­ben wird. Und dass der Grand Prix nicht nur für De­si­gn­qua­li­tät, son­dern eben auch durch die Per­ma­kul­tur-Kri­te­ri­en für den ganz­heit­li­chen Im­pact steht. Das ist in der Form ein­zig­ar­tig.

Die Gewinner*innen bei WAS IST GUT wurden 2021 und 2023 in demokratischen Workshops ermittelt, bei denen auch die Einreichenden mitgemacht haben. Bild © Ilka Eiche

Ihr adres­siert ja so­wohl pro­fes­sio­nel­le als auch stu­den­ti­sche Ar­bei­ten mit dem DDC AWARD. Wie bil­det ihr das ab?

Mi­cha­el Men­ge: Es gibt in den ein­zel­nen Ka­te­go­ri­en die Auf­tei­lung nach Pro­fes­sio­nals und Nach­wuchs. Sie wer­den ge­trennt be­wer­tet und er­hal­ten auch ge­trennt Plat­zie­run­gen. Für die Nach­wuchs­par­te in den je­wei­li­gen Ka­te­go­ri­en gibt es nur ei­nen Preis.

Da­ra Se­peh­ri: Es ist nicht fair, ei­ne Ar­beit mit ei­nem ge­wis­sen Pro­jekt­vo­lu­men mit ei­ner ide­el­len Ar­beit zu ver­glei­chen. Das funk­tio­niert ein­fach nicht. Um­ge­kehrt ist es auch schwer, al­les nur an­hand des Im­pacts zu ver­glei­chen, der liegt bei den Nach­wuchs-Ar­bei­ten oft hö­her. Das ent­schei­den­de Wort ist Ska­lie­rung. Die Ide­en, die wirk­lich ei­nen gro­ßen Im­pact ha­ben und un­se­re Welt po­si­tiv trans­for­mie­ren, müs­sen um­ge­setz­te ska­lier­ba­re Pro­duk­te und Pro­jek­te sein.

Die Impact-Jury bewertet zusammen mit den Preisträger*innen anhand 12 Prinzipen aus der Permakultur die Gewinnerarbeiten. Bild © DDC

Wie seid ihr dar­auf ge­kom­men, Prin­zi­pi­en aus der Per­ma­kul­tur, als Kri­te­ri­en von De­sign an­zu­wen­den?

Da­ra Se­peh­ri: Der de­mo­kra­ti­sche An­satz war beim Wett­be­werb WAS IST GUT ma­ß­ge­bend, der nach Pro­jek­ten ge­sucht hat, die die Welt bes­ser ma­chen. Doch die Schwä­che dar­an war, dass gro­ße Agen­tu­ren nicht nur ide­el­le Pro­jek­te ha­ben, son­dern Pro­jek­te, die bei al­len Sta­ke­hol­der*in­nen er­folg­reich sein müs­sen. Da geht es nicht nur um die ide­el­le Idee, son­dern auch um den re­al um­ge­setz­ten Im­pact. Und wie be­wer­tet man so et­was? Da kom­men die Per­ma­kul­tur-Kri­te­ri­en ins Spiel. Die­se Kri­te­ri­en sind sehr na­he an Ge­stal­tungs­kri­te­ri­en dran und las­sen sich ein­fach über­tra­gen.

Prof. Bet­ti­na Ot­to: Es geht dar­um, dass wir Ver­bin­dun­gen er­kannt ha­ben, die im De­sign re­le­vant sind. „Viel­falt, Ef­fi­zi­enz und Nach­hal­tig­keit“, „Res­sour­cen nut­zen und er­hal­ten“, „Über­gän­ge als Chan­cen nut­zen“ und so wei­ter. Das sind As­pek­te, die in vie­len De­sign­pro­jek­ten mal mehr oder we­ni­ger zum Tra­gen kom­men. Das gie­ßen wir in ei­nen Be­wer­tungs­ka­ta­log.

Da­ra Se­peh­ri: Ma­ß­geb­lich an der Ent­wick­lung die­ser Per­ma­kul­tur-Kri­te­ri­en sind Tho­mas Jä­ger und Mi­cha­el Men­ge aus dem Vor­stand. Tho­mas hat sie ein­ge­bracht, Mi­cha­el hat sie wei­ter­ent­wi­ckelt. Da­bei ist es nicht der Ver­such, land­wirt­schaft­li­che An­bau­tech­ni­ken auf De­sign zu über­tra­gen, son­dern die da­hin­ter lie­gen­de Ge­dan­ken­welt.

Mi­cha­el Menge: Die Per­ma­kul­tur-Kri­te­ri­en sind su­per nah an der Rea­li­tät von Ge­stal­tungs­bü­ros. Zum Bei­spiel so ein As­pekt wie „Er­trag för­dert Mo­ti­va­ti­on“. Das ist über­haupt nicht ideo­lo­gisch. Die Per­ma­kul­tur-Kri­te­ri­en för­dern Nach­hal­tig­keit, in dem sie Wachs­tum för­dern und ei­nen Mehr­wert schaf­fen. In al­len Be­rei­chen, in wirt­schaft­li­cher auch in so­zia­ler und öko­lo­gi­scher Hin­sicht.

Der Gestaltungswettbewerb WAS IST GUT des DDC fand 2021 und 2023 statt. Bild © Franziska Warnke

Wie dür­fen wir uns den Ju­ry-Pro­zess vor­stel­len?

Mi­cha­el Men­ge: Vol­ler Spaß und Freu­de und Dis­kus­si­on.

Da­ra Se­peh­ri: Das ist der As­pekt, der auch bei den vor­he­ri­gen Aus­ga­ben von Gu­te Ge­stal­tung wich­tig war: Dass man sich in Prä­senz ge­trof­fen und dis­ku­tiert hat. Dass man sich da­bei ken­nen­ge­lernt und ver­netzt hat. Das war auch im­mer ein Ker­ner­eig­nis beim DDC Wett­be­werb, und das brin­gen wir mit dem DDC AWARD 2025 wie­der zu­rück. Das zwei­te wich­ti­ge Er­eig­nis wird der Tag der Im­pact-Ju­ry sein, der dann in die Ga­la samt Aus­stel­lung am Abend über­geht.

Prof. Bet­ti­na Ot­to: Der de­tail­lier­te Ju­ry-Pro­zess sieht wie folgt aus: Die Fach-Ju­ry be­wer­tet in ei­ner Vor-Ju­ry al­le Ar­bei­ten di­gi­tal und er­stellt ei­ne Short­list, die dann in Prä­senz bei den Ju­ry-Ta­gen in Wies­ba­den dis­ku­tiert wird. Pro Fach­ju­ry gibt es fünf Mit­glie­der und ei­nen Vor­sitz. Sie kü­ren die Ge­win­ner*in­nen aus den 12 Ka­te­go­ri­en und ver­lei­hen Gold, Sil­ber Bron­ze. Al­le Ge­win­ner-Ar­bei­ten ha­ben dann noch die Chan­ce auf bis zu drei Grand Prix, die durch die Im­pact-Ju­ry zu­sam­men mit den Preis­trä­ger*in­nen ermittelt wer­den.

„Die 12 Permakultur-Kriterien umfassen viele Probleme, die wir gerade erfahren.“

Michael Menge

Mi­cha­el Men­ge: Die Im­pact-Ju­ry be­steht aus ex­ter­nen Spe­zia­list*in­nen, aus Po­li­tik, Wirt­schaft und eben nicht aus dem De­sign. Sie be­wer­ten zu­sam­men mit den Preis­trä­ger*in­nen an­hand der 12 Per­ma­kul­tur-Kri­te­ri­en die Ge­win­ner-Ar­bei­ten in ei­nem Work­shop. Das hei­ßt, die Ge­stal­ter*in­nen be­wer­ten ih­re Ar­bei­ten selbst. Hier ist al­so der de­mo­kra­ti­sche Ju­ry-Pro­zess aus den vor­he­ri­gen DDC Wett­be­wer­ben WAS IST GUT ab­ge­bil­det.

Da­ra Se­peh­ri: Es ist ei­ne Her­aus­for­de­rung, dass ei­ne Im­pact-Ju­ry De­si­gnar­bei­ten be­ur­tei­lt, da sie ja fach­fremd ist. Aber ge­ra­de, wenn es um wirt­schaft­li­chen, öko­lo­gi­schen oder so­zia­len Im­pact geht, be­nö­ti­gen wir die­se Ex­per­ti­se von Men­schen, die sich mit Trans­for­ma­ti­on im wei­tes­ten Sin­ne aus­ken­nen.

Diese drei Grundideen prägen den DDC AWARD 2025. Bild © DDC

Wes­halb soll­te man beim DDC AWARD 2025 ein­rei­chen?

Prof. Bet­ti­na Ot­to: Weil der DDC die re­le­van­tes­te Stim­me der Bran­che ist. Wir lie­fern durch den DDC AWARD 2025 Ar­gu­men­te für ei­ne ob­jek­ti­ve Dis­kus­si­ons­grund­la­ge in verschiedenen De­si­gn­dis­zi­pli­nen.

Da­ra Se­peh­ri: Wenn man nicht nur auf der Su­che ist nach ei­nem Award, den man sich in sei­nem Bü­ro auf­stellt, son­dern den auch Kund*in­nen in­ter­es­sie­ren, dann muss man ein­rei­chen. Der DDC AWARD 2025 gibt ei­ne Dis­kus­si­ons­rah­men vor, was ei­gent­lich ein gu­tes Pro­jekt ist und wie man so et­was her­aus­fin­det. Das ist ein Haupt­an­lie­gen von al­len De­si­gner*in­nen, dass man in den Dia­log kommt, die Ar­gu­men­te brin­gen kann, war­um ei­gent­lich De­sign nicht nur schön ist, son­dern den Pro­zess von den An­fän­gen bis ans En­de be­glei­ten und ver­bes­sern kann.

„Der DDC AWARD 2025 ist ein politisches, gesellschaftliches, ökologisches Statement dafür, dass Design einen wesentlichen Impact auf die Transformation hat.“

Dara Sepehri

Mi­cha­el Men­ge: Man soll­te ein­rei­chen, weil man Teil ei­nes wun­der­ba­ren De­sign-Fes­ti­vals wird. Man soll­te ein­rei­chen, weil De­sign Feed­back be­deu­tet. Feed­back be­deu­tet auch die Chal­len­ge, wo man sich be­fin­det in der De­si­gn­welt. Und gleich­zei­tig, und das ist das Tol­le, wird die Ar­beit auch mit Nach­hal­tig­keit und Im­pact be­wer­tet.