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DESIGN DISKURS

Das Thema Werte im Design beschäftigt den DDC weiterhin. Design-Philosophin Mara Recklies geht im Gespräch mit DDC Vorstand Felix Kosok den Fragen nach was politische Designkritik ausmacht, wieso der global verbreitete Scandi-Style problematisch ist und weshalb wir den Kapitalismus scheiße finden dürfen, auch wenn wir shoppen gehen.

Veröffentlicht am 02.11.2023

Felix Kosok: Liebe Mara, der diesjährige DDC Designwettbewerb stellt die Frage, was gutes Design ausmacht und welche Werte es realisiert. Was hältst du von der Verknüpfung von Werten und Design?

Mara Recklies: Ich finde die Verknüpfung sinnvoll, denn Design ist nie wertfrei. Design vermittelt immer bestimmte Werte, egal ob beabsichtigt oder nicht. Ich habe viel zu dem Thema geforscht und diskutiere es unter anderem in meinem Text „Kriterien für gutes Design, die den Schaden maximieren“. Ich analysiere darin verschiedene Vorstellungen von „gutem Design“ und untersuche, was passiert, wenn allein die Ästhetik oder Funktionalität als Kriterien für „gutes Design“ gelten. Oder wenn human-centeredness zum zentralen Maßstab erhoben wird. Kommt dann zwangsläufig „gutes Design“ raus? Leider nein – die Designgeschichte beweist, dass das nicht der Fall. Weil eben zugrundeliegende Werte eine tragende Rolle spielen, und die bleiben oft unsichtbar. Ich erlebe Designer*innen oft als ethisch sehr anspruchsvoll. Insbesondere die Studierenden sind in ihrer Gestaltung politisch sensibilisiert und möchten zum Beispiel nachhaltiges Design fördern, weil sie umweltethische Werte vertreten. Aber nicht nur Designer*innen entscheiden darüber, welche Werte im Design eine Rolle spielen, sondern auch Gesetzgeber und Auftraggeber*innen. Daher darf die Debatte über Werte nicht nur innerhalb des Designs geführt werden.


„Die Debatte über Werte im Design ist automatisch auch eine Debatte darüber, welche Werte berücksichtigt werden und welche Personen das Privileg haben, ihre Werte im Design zu vermitteln.“

Mara Recklies, Bild © Fotograf: Timo Schuster

Felix Kosok: Gibt es Kriterien für gutes Design, die von Designer*innen im Entwurfsprozess in Erwägung gezogen wurden, jedoch in der Umsetzung oder im Laufe der Zeit nicht wie erwartet funktioniert haben? 

Mara Recklies: Ja, ein Beispiel, das ich sehr interessant finde, ist das Postulat, dass gutes Design funktional sein muss. Insbesondere in der Philosophie ist immer wieder bemerkt worden, dass hochfunktionales Design nicht zwangsläufig moralisch „gutes Design“ bedeutet. Sehr deutlich wunder das von Theodor W. Adorno und Vilém Flusser aufgegriffen, die argumentiert haben, dass Auschwitz beispielsweise hochfunktional gestaltet war.

Felix Kosok: Immerhin war auch ein Bauhaus-Schüler, Fritz Ertl, stellvertretender Leiter der Zentralbauleitung der Waffen-SS in Auschwitz. Auschwitz wurde also von einem Bauhäusler mit geplant.

Mara Recklies: Etwas, das hochfunktional gestaltet ist, ist eben nicht zwangsläufig gut. Gleiches gilt für das Postulat, dass gutes Design ästhetisch sein muss. Insbesondere aus dekolonialer Perspektive wird die Dominanz westlicher Ästhetik scharf kritisiert. Weil eben oft übersehen wird, dass sie nicht universell ist. Zu selten wird im Design gefragt, was es für ästhetische Hegemonien es gibt. Mich empört die Priorisierung der westlichen Ästhetik gegenüber nicht-europäischer Ästhetik, die in Gestaltungsmaximen wie „weniger ist mehr“ zum Ausdruck kommt – und unter anderem von Ikonen wie Dieter Rams formuliert wurde. Das sind Konzepte, die – natürlich ohne es zu beachsichtigen - bestimmte Design-Ästhetiken automatisch als minderwertig oder ungültig deklarieren. Das halte ich für äußerst problematisch.

Felix Kosok: Das kann ich auch aus meiner Erfahrung als Professor an der German International University bestätigen. Meine Student*innen kommen alle aus dem arabischen Raum. Auch, wenn es eine arabische Moderne gegeben hat, spielt das Ornament dennoch für sie immer noch eine ganz andere, tatsächlich funktionale Rolle. In der westlichen Moderne wurde das Ornament sogar als Verbrechen deklariert. 

Mara Recklies: Ja, die Abwertung des Ornaments als lächerlich, unzivilisiert und infantil reicht weit in die deutsche Designgeschichte zurück. Ein markantes Beispiel bietet die von dir angesprochene Schrift „Ornament und Verbrechen“ von Adolf Loos. Das ist ein rassistisches Pamphlet, das behauptet, an der Verwendung von Ornamentik könne man erkennen, wie zivilisiert eine Kultur sei. Im deutschen Design hat diese Schrift lange Kultstatus gehabt und ihr rassistischer Charakter wurde ausgeblendet. Leider hat europäisches und deutsches Design weltweit einen exzellenten Ruf, was zu einer gewissen Dominanz führt. Es betrübt mich, wenn ich in der Welt unterwegs bin und in allen Unterkünften den Bauhaus- oder sogenannten Scandi-Style vorfinde. Unsere ästhetische Vorherrschaft ist ein ernstzunehmendes globales Problem. Daher ist es dringend erforderlich, Diskussionen darüber zu führen, wessen Werte im Design maßgebend sind.


„Bestimmte ästhetische Werte wurden anderen Kulturen übergestülpt, regelrecht aufgezwungen.“


Felix Kosok: Die Frage ist also, wer die Privilegien hat, festzulegen, welches Design gut ist und welches nicht. Ich denke auch, dass Design immer Werte transportiert. Wenn diese nicht mit denen im Designprozess verwendeten Mitteln übereinstimmen, dann verliert das gesamte Konzept von gutem Design an Bedeutung. 

Mara Recklies: Ja, und damit sind wir bei der Aufgabe der Designkritik. Viel zu oft geht es in der Kritik nur um die Mittel des Designs, und nicht seine Zwecke und Konsequenzen von Design, was zu einer einseitigen Betrachtung von Gestaltung führt. Das kann man mit einem scheinbar banalen Gegenstand wie dem Stuhl „Monobloc“ illustrieren. Bei einer Kritik der Mittel stünde das leichte Material im Vordergrund, die supergünstige Herstellung und das effiziente Produktionsverfahren. Was zu dem Schluss führt, dass es sich um ein fantastisches Design handelt. Aber wenn wir tatsächlich betrachten, wie viele kaputte „Monoblocs“ weltweit herumliegen, dass das Plastik nicht recycelt werden kann und es kulturell bedingt weder die passende Sitzhaltung noch einen passenden Tisch dazu gibt, dann wird die Beurteilung des Stuhls schon viel komplizierter.

Felix Kosok: Ein gutes Beispiel dafür sind auch Flüchtlingslager, über die auch der Design-Theoretiker Mahmoud Keshavarz geschrieben hat. Er bringt das Beispiel eines Flüchtlingslagers in der Schweiz, das wie ein Hotel oder ein Rehabilitationszentrum aussieht, mit einem sauberen und modernen Design. Doch der eigentliche Zweck dieses Gebäudes ist, diese Menschen daran zu hindern, als Bürger*innen anerkannt zu werden, und im Zweifelsfall festgehalten und möglicherweise ausgewiesen zu werden. In meinen Augen kann ein solches Design dann nicht wirklich als gut betrachtet werden, weil der Zweck, den dieses Gebäude erfüllt, meiner Meinung nach die Designmittel auf kritische Weise durchdringt. Ein weiteres Beispiel sind die Body Scanner an Flughäfen. Die Kommunikationswissenschaftlerin Sasha Costanza-Chock weist in ihrem Buch „Design Justice“ darauf hin, dass das Sicherheitspersonal einen pinken oder blauen Knopf drücken muss, bevor eine Person hindurchgeht. Blau steht für eine männlich gelesene Person und pink für eine weiblich gelesene Person. Das Design beinhaltet also bestimmte Annahmen über die Binarität von biologischem Geschlecht. Transgender Personen sind für die Scanner immer ein Sonderfall und werden vom Design effektiv ausgeschlossen. In gewisser Weise ist das Design jedoch funktional, da es die Entscheidung für das Sicherheitspersonal effizient und schnell gestaltet.

Mara Recklies: Ja, das sind ausgezeichnete Beispiele. Sie verdeutlichen, wie Werte im Design sichtbar werden.


„Das Design der Scanner spiegelt die Denkweise und die Wertesysteme einer Gesellschaft wider, die in binären Geschlechtern denkt, und das manifestiert sich natürlich im Design.“

Scanner am Flughafen erkennen nur binäre Geschlechter. Bild © Transportation Security Administration via Wikimedia Commons

Felix Kosok: Wenn wir Zwecke in unsere Designprozesse und unsere Designüberlegungen einbeziehen, müssen Designer*innen natürlich auch in Betracht ziehen, ob es möglicherweise interessantere, inklusivere Lösungen für Probleme gibt. Es ist eine Herausforderung Zwecke durch Design neu zu definieren und mitzugestalten.

Mara Recklies: Dabei müssen auch die anderen Akteur*innen, die Einfluss auf das Design haben, in die Diskussion mit einbezogen werden. Es nützt nichts, wenn Designer*innen starke Werte vertreten, aber Auftraggeber*innen diese Werte nicht teilen oder Gesetzgeber*innen diese Werte nicht durchsetzen. Was in den letzten Jahren im Bereich Recycling und Kunststoff passiert ist, verdeutlicht dies besonders gut. Trotz aller Debatten über Nachhaltigkeit im Design kamen die bedeutendsten Impulse nicht aus dem Designbereich, sondern durch Gesetzesänderungen. Ich erhalte gelegentlich das Feedback, dass es für mich als Philosophin leicht sei zu sagen, dass Design nicht gut ist, wenn die Auftraggeber*innen fragwürdig sind. Ich verstehe das vollkommen, denn Designer*innen sind auf Auftraggeber*innen angewiesen. Ich warne die sehr idealistischen Studierenden davor, dass sie später auf Auftraggeber*innen angewiesen sein werden, die nicht unbedingt ihre Werte teilen. Es ist wichtig, diese Debatte zu führen, ohne Designer*innen zu verurteilen oder als gewissenlos darzustellen.

Felix Kosok: Du sprichst zwei Akteur*innen an: die Gesetzgebung und die Auftraggeber*innen. Aber meiner Beobachtung nach fehlt immer noch ein*e dritte*r Akteur*in mit einem umfassenden Anspruch: eine anspruchsvolle Designkritik. Warum wird die immer noch so oft vernachlässigt?

Mara Recklies: Es gibt ja durchaus fundierte, politische Designkritik, sie wird nur viel zu oft ignoriert und nicht zur Kenntnis genommen. Weil sie so anders ist als die populäre Designkritik, die sich sehr an die Kunstkritik anlehnt und einzelne Objekte aus dem Luxussegment rezensiert. Politische Designkritik bewertet dagegen nicht einzelne Designobjekte, sondern beleuchtet größere Zusammenhänge und kontextualisiert Design gesellschaftlich. Dass diese Kritik so selten ist, liegt vermutlich daran, dass sie weitgehend unbezahlt bleibt. Nur etablierte Personen in saturierten Positionen können sich leisten, unbezahlt Designkritik zu üben. Insbesondere unbekannte, junge Stimmen dringen aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen und Reichweite nur schwer an die Öffentlichkeit.


„Als weiße europäische Forscherin, die Geisteswissenschaften in Europa studiert hat, habe ich gewisse Privilegien. Das bedeutet, dass ich manchmal in den Hintergrund treten und anderen die Bühne überlassen sollte.“


Felix Kosok: In meinem eigenen Transformationsprozess hin zu einem alten, weißen Mann erkenne ich, dass ich trotz Queerness immer noch privilegiert bin. Ich muss also meine Privilegien und die Plattform, die ich durch den DDC erhalten habe, dazu nutzen, dass Designkritik nicht nur von bereits privilegierten Personen geführt wird, sondern sich vielfältig zeigt. Wie überwinden wir Marginalisierungen im Design und bekommen eine vielfältigere Perspektive?

Mara Recklies: Marginalisierte Personen und Gruppen schweigen ja nicht, sondern werden schlichtweg nicht gehört. International hat sich mittlerweile ein Wandel vollzogen, bei dem marginalisierte Gruppen ihre Stimme erheben. Es gibt Forschungskollektive wie „Decolonizing Design“, digitale Publikationsorgane wie Futuress.org, Initiativen wie Depatriarchise Design und andere, die einen kritischen Ansatz im Design verfolgen. Und die Initiative Teaching Design von Lisa Baumgarten bietet allen Interessierten eine partizipative Bibliografie zur Verfügung, in der Texte von und über marginalisierte Personen enthalten sind.

Ich habe kürzlich zusammen mit Xiyu Tomorrow und Cornelia Lund ein Forschungsprojekt abgeschlossen, in dem wir uns der Frage gewidmet haben, wie Hochschulen dekolonialisiert werden können. Dabei wurde auch die Frage verhandelt, wie die Designausbildung für Menschen, die diskriminiert oder marginalisiert werden – zum Beispiel, weil sie BiPOC sind –, zugänglicher gemacht werden kann. Wir müssen das Designfeld inklusiver gestalten und überlegen, was wir dafür tun können.

Forschungsprojekt von Mara Recklies mit Xiyu Tomorrow und Cornelia Lund an der HFK Bremen zur Frage von Dekolonialisierung der Designlehre an Hochschulen. Bild © Entwurf: Lena Porath

Felix Kosok: In dieser Hinsicht hat sich schon viel getan. Ich möchte hier die Arbeit des DDCAST Teams und insbesondere von Georg-Christof Bertsch hervorheben. Das Team spricht verschiedene Zielgruppen an und präsentiert vielfältige Perspektiven.

Ein interessanter Aspekt, den du in einem deiner Texte für die form angesprochen hast, betrifft die Frage, inwieweit Design innerhalb eines kapitalistischen Systems, das auf Gewinn für Aktionär*innen ausgerichtet ist, tatsächlich die Fähigkeit hat, Zwecke zu bestimmen, zu definieren, zu verändern oder zumindest zu erweitern. Kann Design langfristig im Einklang mit dem Kapitalismus existieren?

Mara Recklies: In meinem Text geht es darum, wie Design und Kapitalismus miteinander verbunden sind. Ich habe ihn geschrieben, weil ich erstaunt war, wie wenig Wissen über den Kapitalismus existiert, auch unter Designer*innen und Studierenden. Viele finden den Kapitalismus erst mal vage scheiße, wissen aber nicht genau, was Kapitalismus eigentlich bedeutet oder warum er problematisch ist. Viele Fragen scheinen offen zu sein. Zum Beispiel, wer Kapitalist ist und wer nicht. Bin ich Kapitalistin, wenn ich mir neue Sneaker kaufe? In diesem Text erkläre ich rudimentär, was Kapitalismus ist. Ich stelle klar, dass Kapitalismus nicht einfach mit Wirtschaft, Warentausch oder Geldwirtschaft gleichzusetzen ist, sondern eine ganz bestimmte Wirtschaftsform, und betone, dass es innerhalb des Kapitalismus keinen „Exit“ gibt. Selbst Kapitalismuskritiker*innen wie ich müssen innerhalb dieses Systems agieren, um ihr Einkommen zu verdienen.

Ich plädiere dafür, ein Verständnis für dieses Problem zu entwickeln, ohne damit die Verantwortung für unser Handeln im Kapitalismus zu relativieren. Und ich betone, dass Design, jedenfalls in einem erweiterten Designbegriff, älter ist als der Kapitalismus und dass es nicht notwendigerweise an den Kapitalismus gebunden ist. Das ist eine ermutigende Perspektive.


„Als weiße europäische Forscherin, die Geisteswissenschaften in Europa studiert hat, habe ich gewisse Privilegien. Das bedeutet, dass ich manchmal in den Hintergrund treten und anderen die Bühne überlassen sollte.“


Felix Kosok: Wenn ich mich selbst als ethischen Designer verstehe, kann ich dann eigentlich noch am Strand liegen, während die Klimakrise droht? Solche Fragen sollten nicht derart moralisiert werden, dass es nur noch ein Richtig oder Falsch gibt. Wir alle funktionieren innerhalb der kapitalistischen Logik. Die Herausforderung besteht darin, die Brüche zu identifizieren und neue Gestaltungsmöglichkeiten zu finden.

Mara Recklies: Wir erleben aktuell, dass die Systemkritik von der Individualkritik abgelöst wurde, wie du es beschreibst. Bevor ich also die Politik und das System kritisiere, sollte ich mir lieber überlegen, ob ich wirklich in den Urlaub fliege oder shoppen gehe. Das ist meiner Meinung nach eine äußerst gefährliche Entwicklung. Dieser Ansatz funktioniert nicht, wenn es um Kapitalismuskritik geht. Wenn wir sagen: „Bevor du das kapitalistische System kritisierst, überdenke erst mal dein eigenes Konsumverhalten!“, riskieren wir, dass es keine Kapitalismuskritiker*innen mehr gibt. Wir dürfen den Kapitalismus nämlich auch scheiße finden, wenn wir gern shoppen gehen. 

Auf gesetzlicher Ebene kann man sowieso viel mehr Veränderungen bewirken, als mit moralischen Appellen an Individuen. Ich finde zum Beispiel das Herabsetzen von Menschen, die billige Textilien aus dem Fast Fashion-Segment kaufen, problematisch, da viele von ihnen in prekären Verhältnissen leben und keine andere Wahl haben. Nachhaltiger Konsum ist ein Privileg. Ich wünsche mir mehr Systemkritik und ein größeres Bewusstsein im Design für das System, in dem es agiert. Design kann nicht alle Probleme allein lösen. 


„Die Vorstellung, dass einzelne Designer*innen das Schlupfloch für nicht-kapitalistisches Design finden, ist verführerisch, aber unrealistisch.“


Felix Kosok: Ich fasse nochmal zusammen: Was wir also brauchen, ist eine Designkritik, die Zweck und Mittel verknüpft und aufzeigt, wie sie zusammenhängen. Das könnte Politik aktivieren, um die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen und das System zu ändern. Die letzte Frage an dich: Was ist in diesem Sinne dann gutes Design?

Mara Recklies: Ich glaube nicht, dass es mir zusteht, eine gemeingültige Formel für gutes Design zu formulieren. Aus der Designgeschichte und der historischen Epistemologie des Designs lernen wir, dass Design meist problematisch wurde, wenn eine Person die Deutungshoheit über gutes Design für sich beanspruchte. Wichtig ist, dass diese Frage permanent diskutiert wird und anerkannt wird, dass verschiedene Menschen an verschiedenen Orten unterschiedliche Vorstellungen von gutem Design haben.

Mara Recklies

ist Philosophin mit den Forschungsschwerpunkten Design, wobei im Zentrum ihrer Forschung die philosophische Kritik und Epistemologie des Designs stehen. Ihr besonderes Interesse gilt dabei den politischen Dimensionen von Design, die sie aus intersektional-feministischer und dekolonialer Perspektive erschließt. Forschung und Lehre führten sie u. a. an die HFBK Hamburg, HfK Bremen, HTW Berlin, HCU Hamburg und Kunsthochschule Kassel. Zurzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Designtheorie an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.