GUTE GESTALTUNG 2019
Der DDC UNIVERSITY AWARD in Gold geht an Lisa Schramm für ihr Projekt „xyx — der digitale Raum als Werkzeug für den Feminismus“.
Ausgestellte Kunstschaffende in Museen und Galerien sind im Durchschnitt zu 96 Prozent männlich und mit hoher Wahrscheinlichkeit von weißer Hautfarbe. Das nun ausgezeichnete Projekt „xyx —“ thematisiert dieses Ungleichgewicht und entwickelt eine revolutionäre Lösung, die bisherige Machtstrukturen umgeht. Dank Augmented Reality und einer App werden Werke männlicher Künstler durch ebenbürtige Kunstwerke von Frauen überlagert und erläutert. So entstehen selbst in altbekannten Museen komplett neue Ausstellungen. Kunstgeschichte wird vor unseren Augen umgeschrieben, unsere Realität um die Darstellung junger und alter Meisterinnen radikal erweitert.
In Zeiten der Gleichstellung schätzt die Jury sowohl die Idee, das Konzept und die visuelle Umsetzung. „xyx —“ entfaltet auch deshalb so große Wirkung, weil das darunterliegende Bild der männlichen Künstler nicht abgehängt, sondern nur vorübergehend verdeckt wird. Der Projektname, der seinen Ursprung in der Bezeichnung des biologischen Geschlechts hat, nimmt in der Lautschrift „axewhyaxe“ doppeldeutig Bezug auf die Grundfragestellung: Streichen, weshalb streichen? Anders formuliert: Weshalb sollte man die Werke der männlichen Künstler zugunsten der Werke der weiblichen Künstlerinnen streichen (axe = streichen)?
Die visuelle Identität ist klar und zeitgemäß, spannende Details machen das Design wirklich hochkarätig. Alles ist wohlüberlegt: Das Farbkonzept greift auf das digitale, höchst universelle RGB-Farbsystem zurück, es werden konsequent nur Minuskeln typografiert für mehr Augenhöhe, ein eigens entwickeltes Icon-Set gibt Orientierung. Der gesamte Museumsgang wird neu choreografiert – vom Eingang, der Ausstellung selbst, bis hin zum Katalog. In einem Satz: Hier wird spürbar, wozu gutes Design imstande ist. Gutes Design sieht (natürlich) nicht nur gut aus, gutes Design leistet einen Beitrag für eine
gleichberechtigte Welt.