GUTE GESTALTUNG 2019

Der DDC UNIVERSITY AWARD in Gold geht an Lisa Schramm für ihr Projekt „xyx — der digitale Raum als Werkzeug für den Feminismus“.

Veröffentlicht am 15.03.2022

Ausgestellte Kunst­­­schaffende in Museen und Galerien sind im Durch­­­schnitt zu 96 Prozent männ­­­lich und mit hoher Wahr­­­schein­­­lich­­­keit von weißer Haut­­­farbe. Das nun aus­­­ge­­­zeich­­nete Projekt „xyx —“ themati­siert dieses Un­­gleich­­­ge­­wicht und ent­­wickelt eine revo­­lutio­­­näre Lösung, die bis­herige Macht­­­struk­­turen um­­geht. Dank Aug­mented Reality und einer App werden Werke männ­­­licher Künst­ler durch eben­­­bürt­ige Kunst­­­werke von Frauen über­­­lagert und er­läut­ert. So ent­­­stehen selbst in alt­­­bekann­ten Museen kom­­­plett neue Aus­­­stell­­­ungen. Kunst­­­ge­­schichte wird vor unseren Augen umge­­­schrieben, unsere Reali­­tät um die Dar­­­stellung junger und alter Meister­­­­innen radikal erweitert.

Via Augmented Reality werden Werke von Künstlerinnen auf Werke von Künstlern projiziert. Bild © Lisa Schramm

In Zeiten der Gleich­stellung schätzt die Jury sowohl die Idee, das Kon­zept und die visuelle Um­setzung. „xyx —“ ent­faltet auch des­halb so große Wirk­ung, weil das darunter­liegende Bild der männ­lichen Künstler nicht abge­hängt, sondern nur vorüber­gehend ver­deckt wird. Der Projekt­name, der seinen Ur­sprung in der Bezeich­nung des bio­logischen Geschlechts hat, nimmt in der Laut­schrift „axewhyaxe“ doppel­deutig Bezug auf die Grund­frage­stellung: Streichen, weshalb streichen? Anders formu­liert: Weshalb sollte man die Werke der männ­lichen Künstler zu­gun­sten der Werke der weib­lichen Künstler­innen streichen (axe = streichen)?

Lisa Schramm. Bild © Lina Reiser

Die visuelle Identität ist klar und zeit­ge­mäß, spannende Details machen das Design wirk­lich hoch­karätig. Alles ist wohl­über­legt: Das Farb­konzept greift auf das digitale, höchst universelle RGB-Farb­system zurück, es werden kon­sequent nur Minus­keln typo­grafiert für mehr Augen­höhe, ein eigens ent­wickel­tes Icon-Set gibt Orien­tierung. Der gesamte Museums­gang wird neu choreo­grafiert – vom Ein­gang, der Aus­stellung selbst, bis hin zum Kata­log. In einem Satz: Hier wird spür­bar, wozu gutes Design im­stande ist. Gutes Design sieht (natürlich) nicht nur gut aus, gutes Design leistet einen Beitrag für eine
gleich­be­rechtigte Welt.

Das X-Chromosom wird nachträglich und im übertragenen Sinne in die Ausstellung gebracht. Bild © Lisa Schramm

„xyx — der digitale Raum als Werkzeug für den Feminismus“

„xyx —“ ist ein Projekt, das das herrschende Un­gleich­gewicht von aus­gestell­ten K­ünstler­*innen in Museen, Galerien und anderen Aus­stellungs­orten verän­dert. Durch Augmented Reality werden Werke von Künstler­innen auf Werke von Künstlern projiziert. Somit wird unab­hängig von Museums­direktor­*innen und Galerist­*innen eine andere, neue Per­spektive der Kunst­geschichte und der -gegen­wart sicht­bar. Durch die App mit integriertem Audio­guide wird eine neue Aus­stellung in dem jeweiligen Museum ge­schaffen. Ange­boten werden kann die App auf den Seiten der Aus­stell­ungen und dort, wo die Tickets verkauft werden. Tickets, Aus­stellungs­kataloge, Sticker und andere Merchan­dise-Artikel sind erhältlich.

Lisa Schramm, Studiengang Kommunikationsdesign (BA), Hochschule Augsburg

Betreuung durch Prof. Kai Bergmann und Günter Woyte

 

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