HOT OF THE PRESS
Zur Buchmesse in Frankfurt sind fantastische Publikationen zum Thema Design erschienen, die wir euch nicht vorenthalten möchten: vom neuen Designverständnis, über Hänggitürme in der Ostschweiz bis zu Schriftgestaltung von Frauen und Queers. Unsere Büchertipps, serviert von DDC Mitgliedern.
Ein Plädoyer für ein neues Designverständnis
„Design als Haltung“ von Ulrike Brückner und Bianca Herlo
Ulrike Brückner und Bianca Herlo treten an, den Designbegriff umfassender zu definieren und Designer*innen zu ermutigen, eine lebenswertere Umwelt und Gesellschaft mit zu gestalten. Anhand unzähliger Beispiele aus Social Design, freien Kunstprojekten, Protestaktionen und kooperativen Initiativen zeigen sie auf, dass Gestaltung weit mehr ist als Websites und Werbung, Editorial und Ästhetik.
Buchtipp von Prof. Dr. Felix Kosok
Von Hänggitürmen und Tröcknetürmen
„Forget-Me-Not“ von Stéphanie Baechler
In der malerischen Landschaft der Ostschweiz gibt es immer weniger Hänggiturme und Tröcknetürme: eigentümliche, monumentale Holztürme, die einst zum Trocknen gefärbter Textilien dienten. Diese Bauwerke sind Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert, als die Region ein boomendes, weltweites Zentrum der Textilproduktion war. Stéphanie Baechler, einst selbst Textildesignerin in St. Gallen, beschloss, die Geschichte dieser Türme und ihre Gegenwart durch eine künstlerische Intervention neu zu beleben.
Buchtipp von Barbara Glasner
Master Conjurer of the instant familiar
„Paula Scher: Works“ von Tony Brook und Adrian Shaughnessy
„Paula Scher: Works“ stellt die bisher umfangreichste Monografie von Schers Karriere dar, die über dreihundert Projekte von ihren Anfängen in der Musikindustrie als Art Director bei CBS und Atlantic Records über die Gründung ihres ersten Studios Koppel & Scher bis hin zu ihrem jahrzehntelangen Engagement bei Pentagram umfasst.
Buchtipp von Nina Neusitzer
Was zusammengehört
„Wiederentdeckt & wiedervereint – Rahmen und Bilder von Ernst Ludwig Kirchner“ von Katharina Beisiegel, Rajka Knipper, Werner Murrer
Ernst Ludwig Kirchner betrachtete Bild und Rahmen als eine Einheit. Entgegen Kirchners Intention dieser Zusammengehörigkeit wurden manche Gemälde im Laufe der Zeit von ihren ursprünglichen Rahmen getrennt. In der Publikation, gestaltet von DDC Mitglied Annika Riethmüller, werden sie in einer sehenswerten Werkschau wiedervereint.
Buchtipp von Dara Sepehri
Welche Geschichte(n) erzählt eine museale Sammlung?
„Same bold stories? – Schriftgestaltung von Frauen und Queers im 20. und 21. Jahrhundert”
Der Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Klingspor Museum Offenbach (19.07. – 24.11.2024) plädiert durch eine bewusste Fokusverschiebung dafür, die bestehende Geschichtsschreibung nur als eine mögliche Erzählung neben vielen anderen wahrzunehmen - nicht revisionistisch, sondern ergänzend und vertiefend.
Buchtipp von Judith Augustin
Neue reizvolle Blicke
„Braun erleben – ganz persönlich, rein fachlich, weltoffen“ von Alwin und Ulrich Zenkel
Braun Geräte aus der umfassenden Sammlung Zenkel werden in neues Licht gesetzt. Die Produktabbildungen zeigen, wie sich die Objekte auch heute noch in unser alltägliches Leben und den Wohnraum integrieren. Fotograf Gerhardt Kellermann spielt in seinen Aufnahmen gekonnt mit dem natürlichen Licht und schafft neue reizvolle Blicke auf altbekannte Geräte.
Buchtipp von Olaf Barski
Die Meisterin des Minimalismus
„Jil Sander“ by Jil Sander
In diesem Buch, das Jil Sander (DDC Ehrenmitglied) mit derselben Sorgfalt wie ihre Kollektionen betreut hat, öffnet sie ihre Archive und gibt erstmals umfassenden Einblick in ihre eindrucksvolle Karriere als Designerin und Unternehmerin – von den Anfängen in den späten 1960ern über die 90er-Jahre, als ihr Name zu einem der renommiertesten in der gesamten Modebranche wurde, bis zu ihrer Partnerschaft mit Uniqlo, wo sie die Speziallinie +J kreierte.
Buchtipp von Nicolas Markwald
Bauch-Beine-Po
„Look Good, Feel Good, Play Good: Nike Apparel” von Maisie Skidmore
Das erste Buch, das die Geschichte der Sportbekleidung für Frauen und die Schlüsselrolle, die Nike dabei in den letzten 50 Jahren gespielt hat, visuell darstellt. Es veranschaulicht die Beziehung zwischen Frauen und den Kleidungsstücken, die sie tragen, anhand von fünf Design-Archetypen aus der Sportgeschichte: Warm-ups, Trikots, Leggings, Sport-BHs und Shorts.
Buchtipp von Claudia Laufs
Baudenkmal wieder zum Sprechen bringen
„Weiterbauen am Welterbe Mathildenhöhe – Die Sanierung des Ausstellungsgebäudes durch schneider+schumacher“ von Falk Jaeger
1908 konnte das von dem Jugendstilarchitekten Joseph Maria Olbrich erbaute Ausstellungsgebäude der Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe eingeweiht werden. Ein Jahrhundert später wurden schneider+schumacher (Till Schneider ist DDC Mitglied) mit der Generalsanierung beauftragt.
Buchtipp von Rainer Gehrisch
Ode an den Lehm
„Anna Heringer: Form Follows Love“ von Anna Heringer, Dominique Gauzin-Müller
In „Form Follows Love“ erzählt Anna Heringer der Autorin Dominique Gauzin-Müller von ihrem Werdegang als Architektin, dem Studium, ihren Erfahrungen während eines Workshops von Martin Rauch und ihrer Praxis im Globalen Süden bis hin zu ihren aktuellen Projekten im Globalen Norden.
Buchtipp von Martina Metzner
Träger von Zukunftskonzepten
„In Material denken: Das Modell zwischen Designprozess und Museumssammlung“ von Grit Weber und Matthias Wagner K, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt
Designmodelle sind integraler Bestandteil des Designprozesses, somit Vorläufer und Ideengeber für jene Produkte, die später als Serien- und Massenware auf den Markt gebracht werden. Das Buch reflektiert das Designmodell als Träger von Zukunftskonzepten, als Sammlungsobjekt in einem Museum und in seiner eigentlichen Funktion als Planungs- und Arbeitswerkzeug.
Buchtipp von Barbara Glasner