NACHRUF

Die De­sign-Mar­ke­ting­spe­zia­lis­tin Ni­co­le Rös­ler ist nach kur­zer, aber schwe­rer Krank­heit ver­stor­ben. Der Deut­sche De­sign Club trau­ert um eine wert­vol­le Mit­strei­te­rin, Ko­ope­ra­ti­ons­part­ne­rin und Freun­din. Ein Nach­ruf von Wolf Wag­ner, der ein gu­ter Freund von Nicole war.

Veröffentlicht am 03.04.2025

Ni­co­le Rös­ler – Sur­rea­lis­mus trifft Gla­mour! Wer Ni­co­le Rös­ler ein­mal ge­se­hen hat, konn­te mei­nen, sie sei ei­ner sur­rea­lis­ti­schen Sze­ne ent­sprun­gen – viel­leicht ei­nem Film von Lu­is Buñu­el, dem Stu­dio 54 oder An­dy War­hols Fac­to­ry. Ih­re Art der iko­ni­schen und selbst­be­wuss­ten In­sze­nie­rung als le­ben­des Kunst­werk er­for­dert ho­hes Selbst­ver­trau­en. Ge­nau dies mach­te sie im­mer wie­der zum Ge­sprächs­the­ma. Doch hin­ter dem durch­aus cho­reo­gra­fier­ten Äu­ße­ren war sie vor al­lem ei­nes: ein zu­tiefst emo­tio­na­ler und tief­sin­ni­ger Mensch. Krea­tiv, nach­denk­lich, vol­ler Ge­dan­ken über das Le­ben, Bin­dun­gen, Ge­sell­schaf­ten. Ei­ne Frau, die das Spiel mit dem Schein be­herrsch­te, oh­ne je Schein zu sein.

Nicole Rösler (1968 – 2025) in Venedig, Bild © Janine Wunder

German Wunderkind

Ge­bo­ren in Frank­furt am Main, am 22. Ju­ni 1968, ein Zwil­lings­bru­der, der Va­ter war In­ge­nieur, die Mut­ter schön­geis­ti­ge Mo­de-Iko­ne der Haute­vo­lee. Ni­co­le stu­dier­te Mar­ke­ting und Psy­cho­lo­gie an der La­ke Mi­chi­gan Uni­ver­si­ty, dar­auf folg­ten ei­ni­ge Se­mes­ter Psy­cho­lo­gie an der Jo­hann Wolf­gang-Goe­the-Uni­ver­si­tät, spä­ter dann das Di­plom als Mar­ke­ting-Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wir­tin.

Ihr be­ruf­li­cher Wer­de­gang ist be­ein­dru­ckend: Ni­co­le be­gann ih­re Kar­rie­re in ei­ni­gen der füh­ren­den Agen­tu­ren, dar­un­ter Trust (ehe­ma­li­ges DDC Mit­glied Tho­mas Feicht) und Leo Bur­nett (DDC Eh­ren­mit­glied Mi­cha­el Con­rad), wech­sel­te dann auf die In­dus­trie­sei­te und wirk­te im Mar­ke­ting glo­ba­ler Lu­xus­mar­ken wie Ome­ga, Esca­da und Mont­blanc so­wie spä­ter für die Sa­ni­tär­mar­ke Kal­de­wei als Mar­ke­ting­che­fin, ent­wi­ckel­te Gro­he Spa und führ­te als Mar­ken­bot­schaf­te­rin für Axent Swit­z­er­land (mit Head­quar­ter in Chi­na) zum Er­folg. Er­folg­reich lan­cier­te sie zu­dem die neue Li­ving- und Life­style-Mes­se „Ger­man Ho­me­sty­le“ in Nan­jing, Chi­na.


Brückenbauerin


Sie war ei­ne der ers­ten Frau­en mit lei­ten­der Po­si­ti­on im Mar­ke­ting der Sa­ni­tär­bran­che, zu der Zeit ei­ne klas­si­sche Män­ner­do­mä­ne. Vor ei­ni­gen Jah­ren grün­de­te sie ge­mein­sam mit An­dre­as Gan­ten­ham­mer in Düs­sel­dorf ih­re ei­ge­ne Agen­tur Ger­man Wun­der­werk, um Brü­cken zwi­schen Chi­na und Deutsch­land zu bau­en. Hin­zu kam ei­ne Platt­form für frei­schaf­fen­de Au­tor*in­nen, um ih­re Er­fah­run­gen auch in die­sem Be­reich mit an­de­ren zu tei­len. Ih­re Stra­te­gi­en wa­ren im­mer in­di­vi­du­ell – ge­prägt von Stil, In­tui­ti­on und ei­ner kla­ren Vi­si­on.

Ihr An­trieb war nicht nur der Er­folg, son­dern die Ver­bin­dung von Men­schen, Ide­en und Krea­ti­vi­tät. Die­se Fä­hig­keit mach­te sie ein­zig­ar­tig. In der Zu­sam­men­ar­beit – ob in der Wirt­schaft, im De­sign oder in der Schreib­kunst – war sie im­mer ei­ne Brü­cken­baue­rin. Ei­ne, die neue We­ge dach­te und sie ge­mein­sam mit an­de­ren ge­stal­te­te. Be­lohnt wur­de sie und ih­re Teams mit Aus­zeich­nun­gen wie mit dem Ger­man Brand Award, mehr­fa­che Ger­man De­sign Awards, Ar­chi­tects Dar­ling Award, iF Awards und Red Dot Awards.

Nicoles Credo:
„Ich brin­ge Men­schen und Mar­ken zum Strah­len. Ei­ni­ge Men­schen und Mar­ken sind wirk­li­che Weg­be­rei­ter und ha­ben ei­ne Best­sel­ler-Sto­ry zu er­zäh­len. In­di­vi­du­el­le, au­then­ti­sche und wirk­sa­me We­ge in den Er­folg ge­mein­sam zu fin­den ist mein Ver­spre­chen und mei­ne Lei­den­schaft.

Durch au­ßer­ge­wöhn­li­che und lang­jäh­ri­ge Er­fah­rung mit dem Le­ben, den Men­schen und den Mar­ken bin ich ei­ne Ex­per­tin. Des Le­bens. Des Mar­ke­tings. Der Be­zie­hun­gen. Mei­ne Sicht auf das Le­ben und die Men­schen ist die der ge­leb­ten psy­cho­lo­gi­schen Mar­ken­füh­rung.

Mein Treib­stoff: im­ma­nen­te Neu­gier und die Lie­be und Lust am Le­ben und den Men­schen. Welt­weit. Bey­ond bor­ders and gen­der. Ich weiß aus ei­ge­ner Er­fah­rung, wie trick­reich es ist, sei­nen ei­ge­nen Weg in ein glück­li­ches Le­ben zu fin­den und tra­ge mit mei­ner Mis­si­on hof­fent­lich da­zu bei, die Welt ein biss­chen bes­ser zu ma­chen.“


Der Denkerdialog – Plattform für freies Denken und Diskurse


Wäh­rend des Co­ro­na-Lock­downs star­te­te Ni­co­le zu­sam­men mit ih­rer gu­ten Freun­din Su­san­ne Des­sai­ve den „Den­ker Dia­lo­g“ – ein Li­vestrea­m­ing Dis­kurs-For­mat, das in drei Ses­si­ons ver­schie­de­ne Men­schen zu ei­nem The­ma gleich­be­rech­tigt ins Ge­spräch bringt. Man fin­det die Auf­zeich­nun­gen da­zu auf den be­kann­ten Strea­m­ing-Platt­for­men.

Zu den Gäs­ten zäh­len: Dr. Chris­ti­an Kurt­z­ke (To­ge­ther Group, for­mer CEO Por­sche De­sign Group und Foun­ding Pre­si­dent of the Ger­man Lu­xu­ry As­so­cia­ti­on), Chris­toph Hoff­mann (CEO/Part­ner 25hours Ho­tel­grup­pe), Prof. Dr. Ve­re­na Met­ze-Man­gold (Prä­si­den­tin a. D. der Deut­schen UNESCO-Kom­mis­si­on), Zeèv Ro­sen­berg (Prä­si­dent der HS­MA Deutsch­land e.V.), Ca­ro­li­na Ro­mahn (heu­te CEO World De­sign Ca­pi­tal 2026 Frank­furt Rhein­Main), Boris Pal­mer (Bür­ger­meis­ter von Tü­bin­gen), Prof. Dr. Yvon­ne Zieg­ler (Pro­fes­so­rin für Be­triebs­wirt­schaft mit be­son­de­rem Schwer­punkt Luft­ver­kehrs­ma­nage­ment an der Frank­furt Uni­ver­si­ty of Ap­p­lied Sci­ence) und vie­le weitere.

Die Grund­idee da­zu stammt von Da­vid Bohm (1917-1992), ei­nem Quan­ten­phy­si­ker und Den­ker, der sich in­ten­siv mit Phi­lo­so­phie und Kom­mu­ni­ka­ti­on be­schäf­tig­te. Ni­coles Ver­si­on griff die­sen Geist auf und be­leb­te ihn für un­se­re Zeit. Ich ha­be selbst dar­an ei­ni­ge Ma­le teil­ge­nom­men, wur­de von ihr ein­ge­la­den mit­zu­wir­ken – und ich glau­be, sie hät­te es ge­mocht, wenn ich an die­ser Stel­le ein we­nig aus­ge­holt hätte.

Voilà:
Re­né Des­car­tes (1596-1650) präg­te mit „Co­gi­to, er­go sum“ (Ich den­ke, al­so bin ich) die abend­län­di­sche Vor­stel­lung vom Den­ken als in­di­vi­du­el­ler Re­fle­xi­on. Doch die­ses Den­ken bleibt oft in uns selbst ge­fan­gen.

Schon So­kra­tes (469-399 v. Chr.) wuss­te, dass das Den­ken al­lein nicht aus­reicht. Durch ge­ziel­te Fra­gen for­der­te er sei­ne Ge­sprächs­part­ner*in­nen her­aus, ih­re Über­zeu­gun­gen zu hin­ter­fra­gen. Sein Ziel war es nicht, die Wahr­heit zu ver­kün­den, son­dern sie ge­mein­sam zu ent­de­cken.

Jür­gen Ha­ber­mas (geb. 1929) – ei­ner der wich­ti­gen Ver­tre­ter der Frank­fur­ter Schu­le – präg­te die Idee des „herr­schafts­frei­en Dia­logs“ als ein Ge­spräch, in dem al­le gleich­be­rech­tigt sind.

Heu­te, in ei­ner Welt der schnel­len Ur­tei­le, der lau­ten De­bat­ten und kur­zen State­ments ist die­se Art des of­fe­nen, tief­grün­di­gen Ge­sprächs sel­ten ge­wor­den. Ni­co­le hat es auf ver­schie­de­ne Art und Wei­se mög­lich ge­macht, so auch im „Den­ker Dia­lo­g“. Sie hat Räu­me ge­schaf­fen, in de­nen sich Men­schen auf Au­gen­hö­he be­geg­net sind – im Den­ken, im Zu­hö­ren, im ge­mein­sa­men Ent­wi­ckeln neu­er Per­spek­ti­ven.

Was hat das mit dem DDC und dem Ge­stal­ten zu tun? Der Dia­log ist ein Werk­zeug der Ge­stal­tung, Dia­log schafft ei­ne Ba­sis für je­de Ge­stal­tung, das be­trifft den Dia­log zwi­schen Men­schen, mit sich selbst oder in der Re­fle­xi­on mit der Welt. Zu­gleich tritt je­de gu­te Ge­stal­tung mit uns in ei­nen Dia­log. Wir Ge­stal­ter*in­nen wis­sen, es gibt nichts, das nicht kom­mu­ni­ziert. So­weit kurz an­ge­ris­sen ei­ne Po­si­ti­on zum „Den­ker Dia­lo­g“.


Freiheit, Stil und Authentizität


Frei den­ken, frei sein – das war Ni­coles Cre­do. Sie leb­te die Frei­heit, er­mu­tig­te an­de­re da­zu und blieb da­bei im­mer ehr­lich, au­then­tisch und po­si­tiv. Sie konn­te die Din­ge so sa­gen, wie sie wa­ren: di­rekt, klar, ana­ly­tisch, zu­gleich nie ver­let­zend. Im Busi­ness, in der Ge­sell­schaft, im Pri­va­ten.

Sie war ei­ne, die Men­schen ver­bin­den konn­te oder ih­nen ei­ne Platt­form bot, sich zu be­geg­nen. Im Mar­ke­ting nutz­te sie die­se Ga­be, um Men­schen für Mar­ken und Pro­duk­te zu be­geis­tern. Sie leb­te, was sie an­de­ren ans Herz leg­te: den Mut zu Stil­be­wusst­sein und Pio­nier­geist.


„Stilikonen und Pioniere“


Seit 2010 war Ni­co­le in ver­schie­de­nen Ko­ope­ra­tio­nen mit dem Deut­schen De­sign Club (DDC) ak­tiv. Ich er­in­ne­re mich noch ge­nau: Wir tra­fen uns erst­mals im „Kit­chen­la­b“ gleich un­ter dem DDC Of­fice zu ei­nem durch mich ein­ge­la­de­nen Früh­stück zu­sam­men mit dem Her­aus­ge­ber ei­nes De­si­gn­ma­ga­zins. Das DDC Of­fice be­zie­hungs­wei­se das Kit­chen Lab, zu der Zeit im schmals­ten Ge­bäu­de der Stadt mit Na­men „Se­vens­wan­s“ (da­mals Re­stau­rant, Bar, Lab, Ap­part­ment) un­ter­ge­bracht, war wo­mög­lich der bes­te Ort Frank­furts. um krea­ti­ve Ide­en re­gel­recht ge­mein­sam zu „er­ko­chen“ und bei Ku­li­na­rik wei­ter zu ent­wi­ckeln. Es ging uns um Ide­en für ei­ne Zu­sam­men­ar­beit. In­ner­halb kür­zes­ter Zeit hat­ten wir ei­ne ge­mein­sa­me Vi­si­on, wur­den dar­über gu­te Freund*in­nen.

Wir ent­wi­ckel­ten das Kon­zept „Bä­der für Sti­li­ko­nen und Pio­nie­re“ als Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen dem DDC, Kal­de­wei und dem BIZ Ver­lag. Hier­aus ent­stand ei­ne freie, krea­ti­ve Platt­form, un­ab­hän­gig von Wer­bung oder Vor­ga­ben. Das Pro­jekt wur­de durch die Mar­ke Kal­de­wei über meh­re­re Jah­re sup­por­tet. Ziel war es, Bä­der als Le­bens­räu­me und Aus­drucks­räu­me be­kann­ter Sti­li­ko­nen und Pio­nie­re durch re­nom­mier­te De­si­gner*in­nen und Ar­chi­tekt*in­nen zu ge­stal­ten, in­sze­niert wie die Mo­destre­cken der Hoch­glanz­ma­ga­zi­ne. DDC Mit­glie­der aus Ge­stal­tungs­bü­ros wie Ip­po­li­to Fleitz Group, Rai­ser­Lo­pes, Neu­sit­zer Brand Iden­ti­ty (bis 2024 Mark­wald Neu­sit­zer Iden­ti­ty), Ate­lier Mark­graph, Fran­ken Ge­ne­ral­pla­ner (ur­sprüng­lich Fran­ken Ar­chi­tek­ten) und wei­te­re nah­men teil, ge­stal­te­ten zum Bei­spiel Bä­der für Cleo­pa­tra, Ja­cky Ken­ne­dy, Co­co Cha­nel, Wins­ton Chur­chill, Ja­mes Bond und wei­te­re Sti­li­ko­nen oder Pio­nie­re. Da­mals ein mu­ti­ger An­satz, der von man­chen als spe­zi­ell be­zeich­net wur­de. Ich sa­ge, es war vi­sio­när. Be­leg da­für sind die in ge­wis­ser Wei­se dar­auf auf­bau­en­den Bil­der­stre­cken ein­zel­ner Ma­ga­zi­ne.

Ne­ben­bei gab Ni­co­le mei­ner zu der Zeit noch un­ge­wöhn­li­chen Idee Raum, das Pro­jekt eben nicht mehr als klas­si­schen Pro­jekt­wett­be­werb auf­zu­zie­hen, son­dern die Teil­neh­men­den selbst ju­rie­ren zu las­sen. Es er­schien mir ein­fach un­sin­nig, im­mer nur ge­gen­ein­an­der zu pit­chen und die Ent­schei­dung an­de­ren, nur für den Mo­ment In­vol­vier­ten zu über­las­sen. So konn­te dank ih­res Sup­port ein noch über­schau­ba­res und doch fol­gen­rei­ches Ex­pe­ri­ment statt­fin­den. Und das, nach­dem ich es schwer hat­te, die ent­schei­den­den Per­so­nen des DDC Vor­stands von der Kraft die­ser Idee zu über­zeu­gen. Die­se Ent­schei­dung för­der­te den­noch die Trans­for­ma­ti­on des DDC, wenn auch fast ein Jahr­zehnt spä­ter, dank ei­ner weit grö­ße­ren Platt­form und mit an­de­rer Kom­mu­ni­ka­ti­on durch un­se­re dann weit­sich­ti­gen Vor­stän­de. Auch Ni­co­le mach­te es so­mit grund­le­gend durch ih­ren Sup­port des Neu­en mög­lich. Der heu­ti­ge DDC dankt Ni­co­le da­für.


Female Leadership – eine Pionierin in der Branche


Die Sa­ni­tär­bran­che war und ist noch im­mer ei­ne män­ner­do­mi­nier­te Bran­che. Ni­co­le war ei­ne der ers­ten Frau­en, die es vor 15 Jah­ren an die Spit­ze schaff­te, die Mar­ken präg­te und stra­te­gi­sche Ent­schei­dun­gen be­ein­fluss­te. Heu­te se­hen wir mehr Frau­en in die­sen Po­si­tio­nen. Ni­co­le hat ih­nen den Weg mit­ge­eb­net.

Ni­co­le hat­te Hal­tung. Ich er­in­ne­re mich an ei­nen Mo­ment, der das be­son­ders deut­lich mach­te: Ein­mal ver­ließ sie ei­ne Preis­ver­lei­hung, weil ihr der Um­gang mit­ein­an­der nicht ge­fiel. Sie nahm nicht ein­fach hin, was sie nicht für rich­tig hielt, ob­gleich sie nicht per­sön­lich be­trof­fen war.


Die Kunst, Menschen zusammenzubringen


Auch als sie of­fi­zi­ell nicht mehr als Ver­tre­te­rin des För­der­mit­glieds Kal­de­wei ak­tiv war, blieb sie dem DDC ver­bun­den, brach­te wei­ter Men­schen zu­sam­men. Sie hat­te ein fei­nes Ge­spür für die Me­cha­nis­men in Märk­ten und Un­ter­neh­men und teil­te ihr Wis­sen mit de­nen, die es zu schät­zen wuss­ten.

Jähr­lich lud sie nach Düs­sel­dorf zum Ro­sen­fest ein. Hier, in ih­rem per­sön­li­chen Sa­lon, traf sich die Ge­sell­schaft ein­mal jähr­lich. Auf der Agen­da stand die sze­ni­sche Le­sung ih­res je­weils neus­ten Ro­mans, ver­bun­den mit Mu­sik­dar­bie­tun­gen, Gau­men­freu­den und gu­ten Ge­sprä­chen.

An den von Ni­co­le ar­ran­gier­ten Ti­schen bei ge­sell­schaft­li­chen An­läs­sen, Din­ner oder Busi­ness-Mee­tings tra­fen die un­ter­schied­lichs­ten Men­schen auf­ein­an­der: Krea­ti­ve, Un­ter­neh­mer*in­nen, Den­ker*in­nen. Sie brach­te Men­schen ins Ge­spräch, ließ sie ein­an­der ken­nen­ler­nen, neue Ver­bin­dun­gen knüp­fen. Und tat­säch­lich hat sie sich noch bis vor kur­zem en­ga­giert, da­mit der DDC im World De­sign Ca­pi­tal wei­te­re Ver­net­zun­gen be­kommt.


Schriftstellerin Nicole Rose


Im­mer da­bei: ihr ed­les No­tiz­buch und ihr Mont­blanc-Füll­fe­der­hal­ter. Sie schrieb mit, hielt Ge­dan­ken und Zi­ta­te fest – für sich, für ih­re Bü­cher. Denn auch das war sie: ei­ne Schrift­stel­le­rin. Zehn Ro­ma­ne hat sie un­ter ih­rem Pseud­onym „Ni­co­le Ro­se“ ge­schrie­ben, in de­nen sich die Ge­sell­schaft, das Busi­ness, das Le­ben spie­geln – mit Iro­nie, Hu­mor und Sex-Ap­peal. Ich selbst le­se kei­ne Bel­le­tris­tik, das ist kein Ge­heim­nis, sie wuss­te es. Wie auch im­mer, man soll­te ih­re Bü­cher le­sen, denn sie er­zäh­len mehr über Ni­co­le, ihr Le­ben in Mia­mi, die Tra­gik ei­ner frü­he­ren Be­zie­hung – mehr als man in ei­nem Nach­ruf schrei­ben kann. Zu­letzt war von ei­ner Ver­fil­mung die Re­de, von ei­ner Über­set­zung ins Chi­ne­si­sche. Ich glau­be, das wird kom­men, mit Ni­coles Op­ti­mis­mus kann man sa­gen: Das wird pas­sie­ren.


Ei­ne Lie­be, ein viel zu kur­zes Le­ben


In ih­ren letz­ten Jah­ren hat­te Ni­co­le ei­nen be­son­de­ren Men­schen an ih­rer Sei­te: Dr. Bern­hard Knei­ßel. Es war of­fen­sicht­lich, ihr Glück war echt. Doch die ge­mein­sa­me Zeit war viel zu kurz. Nach schwe­rer kur­zer Krank­heit ist Ni­co­le von uns ge­gan­gen. Doch sie bleibt auch. In den Pro­jek­ten und Platt­for­men, die sie an­ge­sto­ßen hat und die ich hier nur aus­zugs­wei­se dar­stel­len konn­te, in den Men­schen, die sie ver­bun­den hat, in ih­ren Ge­schich­ten, in den Ge­sprä­chen, die durch sie ent­stan­den sind und si­cher noch statt­fin­den. Ni­co­le hin­ter­lässt ih­ren Zwil­lings­bru­der, die El­tern, ih­ren Part­ner so­wie vie­le gu­te Freun­din­nen und Freun­de. Die Sti­li­ko­ne Ni­co­le Rös­ler war kei­ne blo­ße Pro­jek­ti­on. Sie war re­al. Und sie wird blei­ben.

Nicole Rösler (1968 – 2025), Franz Kaldewei, Wolf Wagner und die erste „Stilikonen und Pioniere“-Gruppe des DDC. Bild © Erika Koch
Nicole Rösler (1968 – 2025), Franz Kaldewei, Wolf Wagner und die zweite „Stilikonen und Pioniere“-Gruppe des DDC. Bild © DDC
Wolf Wagner und Nicole Rösler (1968 – 2025) in Peking anlässlich einer Pressekonferenz. Bild © Kaldewei
„Kaldewei Stilikonen und Pioniere“: Konzept „Cleopatra“ von Peter Ippolito (DDC) und Team, IF Group. Bild © IF Group
„Kaldewei Stilikonen und Pioniere“: Konzept „Winston Churchill“ von Frank Lottermann (DDC), Yvonne Klemke und Team, Nordisk. Bild © Nordisk
„Kaldewei Stilikonen und Pioniere“: Konzept „Coco Chanel“ von Prof. Nicolas Markwald und Nina Neusitzer, Markwald Neusitzer Identity (seit 2024 Neusitzer Brand Identity). Bild © Neusitzer Brand Identity
„Kaldewei Stilikonen und Pioniere“: Konzept „Jacky Kennedy“ von Hartmut Raiser (verstorben) und Team, RaiserLopes. Bild © RaiserLopes
„Kaldewei Stilikonen und Pioniere“: Konzept „James Bond“ von Prof. Bernhard Franken und Team, Franken Generalplaner (ursprünglich Franken Architekten). Bild © Franken

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