REVIEW
Was kann Design zur Stärkung unserer Demokratie beitragen? Diese Frage steht im Zentrum der diesjährigen Auseinandersetzung des DDCs und unseres Jahresmottos „Design für die Demokratie“. Das Jahr startete mit einem Designkonvent für die Demokratie im Frühjahr in Frankfurt, dessen vorläufiges Ergebnis die 10.5 Thesen zum Design für die Demokratie sind. Genau dieses Ergebnis wurde nun am 4. Oktober der Öffentlichkeit vor der Paulskirche präsentiert.
Das herbstliche Oktoberwetter überraschte an diesem Dienstag mit reichlich Sonnenschein, wovon auch die Kundgebung auf dem nahegelegenen Römerberg zugunsten der Proteste der Frauen im Iran profitierte. Michel Friedman, ein Teilnehmer der Podiumsdiskussion zur Frage der Rolle des Designs in der Demokratie, hielt dort zunächst eine flammende Rede gegen jegliche Kooperation mit dem iranischen Regime. Die Kämpfe für Gleichberechtigung in der Ferne, für die Demokratie, berühren auch die Bestrebungen des DDCs. So fanden sich die Bilder und Protestplakate, die in den Sozialen Medien das Bewusstsein für den Kampf der iranischen Frauen in der medialen Öffentlichkeit präsent halten, auch der aufgestellten Litfaßsäule der Tour der „Design for Democracy“ Bewerbungsinitiative wieder. In deren Rahmen konnte der DDC einen Abend vor der Paulskirche bespielen.
Nach der Kundgebung am Römerberg füllte sich dann der Platz vor der Paulskirche zur Podiumsdiskussion, die von Vivian Perkovic moderiert und der Kulturdezernentin von Frankfurt, Ina Hartwig, eröffnet wurde. Neben Michel Friedman und Nicole Deitelhoff, der Leiterin der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, diskutierte der DDC-Vorstand Felix Kosok über die 10.5 Thesen, die Rolle von Designer*innen in der Demokratie, die Gestaltung von Partizipation sowie die ambivalenten Wirkungen der digitalen Sozialen Medien. Deren Design könne demnach politische Meinungsbildung fördernd, ebenso wie man es für das Entstehen von Filterblasen verantwortlich machen kann.
Neben vielen Einsichten in die Herausforderungen und das Wesen der Demokratie offenbarte die Podiumsdiskussion auch, dass es viele unterschiedliche Verständnisse von Design gibt. Während im allgemeinen Sprachgebrauch zunächst die Gestaltung von Oberflächen, Werbung und Verpackung gemeint zu sein scheint, setzt sich der DDC für dein Verständnis des Designs ein, das dessen Prozesscharakter hervorhebt. Weniger was Design ist, sondern was es macht und was es bewirkt ist entscheidend für seine Rolle in einer demokratischen Gesellschaft. Weniger um das Wesen der Demokratie müsste also gerungen werden, als vielmehr um eben jenes Verständnis des Designs, um der Aufforderung der „Design for Democracy“ Bewerbungsinitiative gerecht zu werden: „Gestalten wir, wie wir leben wollen!“
Die Veranstaltung wurde durch die Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Frankfurt ermöglicht.
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