GEWONNEN
internal affairs
Reflexion verinnerlichter Schwulenfeindlichkeit
Von Adrian Wilhelm
Aufgabe
Bei dem Projekt handelt es sich um einen Guide für homosexuelle Männer, mit dem sie verinnerlichte Homophobie identifizieren, aufarbeiten und ablegen zu können. Unter verinnerlichter Homophobie versteht man die Übernahme schwulenfeindlicher Resentiments in das eigene Selbstbild, was zu Selbstverachtung und Ablehnung der eigenen sexuellen Identität führt. Der Guide ermächtigt sie also, die psychologischen Folgen von Diskriminierungserfahrungen reflektieren zu können.
Umsetzung
Strukturelle Unterdrückung ist nicht nur als Zustand, sondern auch als Prozess zu verstehen. Verschiedene Faktoren spielen zusammen, die die Strukturen der Ungleichheit festigen. Dazu gehört auch Internalisierung: Opfer von Diskriminierung übernehmen herabwürdigende Ressentiments und Vorurteile in ihr eigenes Selbstbild und verinnerlichen diese unbewusst. Diskriminierung überwinden zu wollen bedeutet also auch, zu verstehen, wie unser eigenes Handeln als Diskriminierte davon beeinflusst wird. Ausgehend von meiner eigenen Selbstreflexion und einer stichprobenartigen Befragung von 100 homosexuellen Männern nähert sich diese Arbeit den Ursachen der Reproduktion schwulenfeindlicher Haltungen innerhalb der homosexuellen Community an und macht die daraus resultierenden Folgen sichtbar.
Es entstand das Projekt mit dem Titel „internal affairs“. Der Titel beschreibt zwei höchst komplexe innere Angelegenheiten: Den Prozess der Internalisierung, und den der Selbstreflexion, um internalisierte Homophobie abzulegen. Die Einflüsse von Religion, medialer Repräsentation, Geschlechterrollen und Maskulinitätsvorstellungen wurden in einem Reader, einem Faltposter und einer digitalen Plattform aufgezeigt und verknüpft. Zudem wurden die Ergebnisse der Befragung visuell ausgewertet, um die Ausprägung des Phänomens sichtbar zu machen. Dadurch soll eine Reflexion der eigenen Prägung ermöglicht werden. Durch die Umfrage wurde ein Community Based Design Approach verfolgt, mit dem inhaltlichen Schwerpunkte und gestalterischen Anforderungen ermittelt wurden. Somit konnte eine Vielstimmigkeit erreicht werden, die die wissenschaftliche Auseinandersetzung durch die individuellen Erfahrungen der Befragten ergänzt und der Zielgruppe eine Stimme gibt.
Klassische Männlichkeitsvorstellungen und Geschlechterrollen sind eine der größten Ursachen für homophobe Haltungen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schwulenszene. Mit meiner gestalterischen Arbeit gebe ich Themen wie Gleichberechtigung eine Bühne und mache komplexe Sachverhalte nachvollziehbar.
Einreicher
Adrian Wilhelm
Beteiligte
Prof. Alice Chi (Erstprüfung Thesis)
Dipl.-Des. Dagmar Korintenberg (Zweitprüfung Thesis)
Website
behance.net
Video
vimeo.com/834983368
Kategorie
Kommunikation
Auszeichnung
Gewonnen